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Jobcenter schicken Ein-Euro-Jobber in Tafelläden

Stuttgart. Vor gut 20 Jahren hatte Pfarrer Martin Fritz die Schwäbischen Tafeln als Laden für Bedürftige und für Menschen, die ehrenamtlich helfen wollen, im steinreichen Musterländle gegründet. Billig ist die Tafel immer noch; die Helfer kommen aber hauptsächlich von der Agentur für Arbeit.
Ein Beispiel aus Stuttgart, auf das jüngst die Kontextwochenzeitung fokussierte, zeigt: Das Jobcenter schickt Arbeitslose als Helfer. Zu ihnen gehört etwa Mihael. Er ist 34 Jahre alt, gelernter Fahrzeugbauer und seit zwei Monaten für die Tafel tätig. Nach der Lehre hatte er keinen Job in seinem Fach bekommen. Bei der Agentur für Arbeit stand er auf der Liste und schlug sich mit befristeten Einsätzen über Zeitarbeitsfirmen durch.
Mihaels Kritik am System bezieht sich auf das Unpersönliche des Systems: Für die Institutionen sei man nur Ware im Regal. Sie werde herausgenommen, wenn man sie brauche. Ansonsten werde sie weggeworfen.
Zwei Jahre hatte Mihael bei Porsche am Band gearbeitet. Doch auch das war immer nur die „gleiche monotone Arbeit“, wie er es formuliert. Bei der Tafel ist er ein Ein-Euro-Jobber mit 30-Stunden-Woche. Er fühlt sich hier wertgeschätzt und hofft, dass er auch über die befristeten sechs Monate hinaus bleiben kann.
Der Leonhardsladen in der Hauptstätter Straße ist der größte von vier Tafeln in Stuttgart. 500 bis 600 Kunden kaufen hier täglich ein: Sozialhilfeempfänger, Aufstocker, untere Einkommen. Für etwa 50 der knapp 100 Mitarbeiter ist es eine so genannte Arbeitsgelegenheit mit Mehraufwandsentschädigung.
Das heißt, dass ihnen das schmale Gehalt nicht vom Arbeitslosengeld abgezogen wird. Inbegriffen sind auch noch die kostenlosen Lebensmittel, die sie während der Arbeitszeit verzehren dürfen, sowie ein warmes Mittagessen.

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